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Die schwere Krankheit des Denkens

(Der Papalagi: der Weiße, der Fremde, wörtlich übersetzt aber der Himmelsdurchbrecher. Der erste weiße Missionar, der in Samoa landete, kam in einem Segelboot. Die Eingeborenen hielten das weiße Segelboot aus der Ferne für ein Loch im Himmel, durch das der Weiße zu ihnen kam. -Er durchbrach den Himmel.)

Wenn das Wort „Geist“ in den Mund des Papalagi kommt, so werden seine Augen groß, rund und starr; er hebt seine Brust, atmet schwer und reckt sich auf wie ein Krieger, der den Feind geschlagen hat. Denn dies „Geist“ ist etwas, worauf er besonders stolz ist. Es ist jetzt nicht die Rede vom großen Geiste, welchen der Missionar Gott nennt, sondern vom Kleinen Geiste, der dem Menschen zugehört und seine Gedanken macht.

Wenn ich von hier aus den Mangobaum hinter der Missionskirche sehe, so ist das nicht Geist, weil ich ihn nur sehe. Aber wenn ich erkenne, dass er größer ist als die Missionskirche, so ist das Geist.

Ich muss also nicht nur etwas sehen, sondern auch etwas wissen. Dieses Wissen übt der Papalagi nun vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Sein Geist ist immer wie ein gefülltes Feuerrohr oder wie eine ausgeworfenen Angelrute. Er bemilteidet darum uns Völker der vielen Inseln, weil wir kein Wissen üben. Wir seien arm im Geiste und dumm wie das Tier in der Wildnis.
Das ist wohl wahr, dass wir wenig das Wissen üben, was der Papalagi „Denken“ nennt. Aber es fragt sich, ob der dumm ist, welcher nicht viel, oder der,, welcher zu viel denkt. – Der Papalagi denkt dauernd. Die Palme beugt sich dem Sturm. Der Sturm spricht mit großer Stimme. Derart denkt er; in seiner natürlichen Weise. Er denkt aber auch über sich selbst. Ich bin klein gewachsen. Mein Herz ist immer fröhlich beim Anblick eines Mädchens. Ich liebe es sehr auf reisen zu gehen. Und so fort. Das ist nun fröhlich und gut und mag auch manchen nutzen haben für den, der dieses Spiel in seinem Kopfe liebt. Doch der Papalagi denkt so viel, dass ihm das Denken zur Gewohnheit, Notwendigkeit, ja zu einem Zwang wurde. Er muss immerzu denken und mit allen Gliedern zugleich leben.
Er lebt oft nur im Kopfe, während alle seine Sinne tief im Schlafe liegen.
Obwohl er dabei aufrecht geht, spricht, isst und lacht. Das Denken, die Gedanken- dies sind die Früchte des Denkens- halten ihn gefangen. Es ist eine Art Rausch an seinen eigenen Gedanken. Wenn die Sonne schön scheint, denkt er sofort: wie schön scheint sie jetzt. Das ist falsch. Grundfalsch. Töricht. Denn es ist besser, gar nicht zu denken, wenn sie scheint. Ein kluger, Samoaner dehnt seine Glieder im warmen Lichte und denkt sich nichts dabei. Er nimmt die Sonne nicht nur mit dem Kopfe an sich, sondern auch mit den Hunden, Füßen, Schenkeln, dem Bauch, mit allen Gliedern.Er lässt seine Haut und seine Glieder für sich denken. Und sie denken sicher auch, wenn auch in anderer Weise als der Kopf. Dem Papalagi ist das Denken vielfach im Wege wie ein großer Lavabock, den er nicht forträumen kann. Er denkt wohl fröhlich, lacht aber nicht dabei, er denkt wohl traurig, weint aber nicht dabei. Er ist hungrig, aber er greift nicht zum essen. Er ist zumeist ein Mensch, dessen Sinne in Feindschaft leben mit seinem Geiste; ein Mensch der in zwei Teile zerfällt.
Das Leben des Papalagi gleicht vielfach einem Manne, der eine Bootsfahrt nach Savaii macht und er. kaum dass er vom Ufer abstößt, denkt: Wie lange mag ich wohl brauchen?“ Er denkt, aber sieht die schöne Landschaft nicht, durch die seine Reise geht. Bald Schiebt sich an linken Ufer ein Bergrücken vor. Kaum, dass sein Auge ihn nimmt, kann er nicht mehr davon lassen. Was mag wohl hinter dem Berg sein? Er vergisst über solchem denken die Bootsgesänge der Jungende mit zu singen; er hört auch die frönichen Scherze der Jungfrauen nicht. Kaum liegt die Bucht und er Bergrücken hinter ihm, so plagt ihn ein neuer Gedanke: ob heute Abend ein Sturm komme. Ja, ob wohl Sturm komme. Er sucht am hellen Himmel finstere Wolken.Er denkt immer an den Sturm, der wohl kommen könnte. Der Sturm kommt nicht und er erreicht am Abend Savaii ohne Schaden. Doch nun ist ihm, als ob er die Reise gar nicht gemacht habe, denn immer waren seine Gedanken weit von seinem Leibe und außerhalb des Bootes. Er hätte ebenso gut in seiner Hütte in Upolu bleiben können. Der Geist aber, der uns derart plagt, ist ein Aitu und ich begreife nicht, warum ich ihn viel lieben soll. Der Papalagi liebt und verehrt seinen Geist und nährt ihn mit Gedanken aus seinem Kopfe. Er lässt ihn nie hungern, aber es macht ihm auch wenig beschwer, wenn die Gedanken sich gegenseitig verspeisen. Er macht viel Geräusch mit seinen Gedanken und lässt sie laut werden wie unerzogene Kinder. Er gebart sich, als wären seine Gedanken ebenso köstlich wie Blüten, Berge und Wälder. Er spricht von seinen Gedanken, als sei dagegen nicht wert, wenn ein Mann tapfer und ein Mädchen fröhlichen Sinnes ist. Er gehabt sich gerade so als ob es ein Gebot gäbe, dass der Mensch viel denken müsse. Ja, dass dieses Gebot von Gott sei. Wenn die Palme und Berge denken, machen sie doch auch nicht viel Lärm dabei. Und sicherlich, würden die Palmen so laut und wild denken wie die Papalagi, so hätten sie keine schönen grünen Blätter und keine goldenen Früchte. (Denn das ist eine feste Erfahrung, dass Denken schnell alt und hässlich macht.) Sie würden abfallen, ehe sie reif sind. Es ist aber wahrscheinlicher, dass sie sehr wenig denken.
Es gibt zudem gar vielerlei Art und Weise zu denken und mannigfache Ziele für den Pfeil des Geistes. Traurig ist das Los der Denker, die in die Ferne denken. Wie wird dies sein, wenn die nächste Morgenröte kommt? Was wird der große Geist mit mir vorhaben wenn ich in die Samoanische Unterwelt komme? Wo war ich ehe mir die Boten der Tagalog die Seele schenkten? Dieses Denken ist so unnütz, wie wenn einer sie Sonne mit geschlossenen Augen sehen will. Es geht nicht. So ist es auch nicht möglich in die Ferne und in den Anfang zu Ende zu denken. Das verspüren die, welche es versuchen. Sie hocken von ihren Jünglingsjahren bis zum Mannesalter wie die Eisvögel an einer Stelle. Sehen die Sonne nicht mehr, das weite Meer, das liebe Mädchen, keine Freude, kein Nichts. Und beim Tanz auf dem Dorfplatz sehen sie vor sich nieder auf die Erde. Sie leben nicht obwohl sie auch nicht tot sind. Die schwere Krankheit des Denkens hat sie überfallen.
Dieses Denken soll den Kopf groß und hoch machen. Wenn einer viel und schnell denkt, sagt man in Europa, er sei ein großer Kopf. Statt mit diesen großen Köpfen Mitleid zu haben, werden sie besonders verehrt. Die Dörfer machen sie zu ihren Häuptlingen und wohin ein großer Kopf kommt, da muss er öffentlich vor den Menschen denken, was allen viel Wolllust bereitet und viel bewundert wird. Wenn ein großer Kopf stirbt, dann ist Trauer im ganzen Land und viel wehklagen um das, was verloren ist. Man macht ein Spiegelbild des großen toten Kopfes in Felgestein und stellt es vor aller Augen auf Marktplätze auf. Ja, man macht diese steinernen Köpfe noch viel größer, als sie im Leben waren, damit das Volk sie ja recht bewundere und sich demütig auf den eigenen kleinen Kopf besinnen kann.
Wenn man nun einen Papalagi fragt: warum denkst du so viel?, antwortet er: weil ich nicht dumm bleiben will. Es gilt als dumm, welcher nicht denkt; wenngleich er doch eigentlich klug ist, der nicht viel denkt und SEINEN Weg doch findet.
Ich glaube aber, dass es nur ein Vorwand ist und der Papalagi einem schulechtem Triebe nachgeht. Dass der eigentliche Zweck seines Denkens ist, hinter die Kräfte des großen Geistes zu kommen. Ein Tun, das er selber mit dem wohlklingenden Titel „Erkennen“ bezeichnet. Erkennen, das heißt ein Ding so nahe vor Augen haben, dass man mit der Nase daran, ja hindurch stößt. Dieses Durchtoßen und Durchwühlen aller Dinge ist eine geschmacklose und verächtliche Begierde des Papalagi.Er ergreift den Tausendfüssler, durchstößt ihn mit einem kleinen Speere, reisst ihm ein Bein aus. Wie sieht so ein Bein getrennt von seinem Leibe aus? Wie war es am Leibe festgemacht? Er zerbricht das Bein, um die Dicke zu prüfen. Das ist wichtig, wesentlich. Er legt es unter ein langes Rohr, das eine geheime Kraft hat und die Augen viel schärfer sehen lässt. Mit diesem großen und starkem Auge durchsucht er alles, eine Träne, Haut, ein Haar, alles, alles. Er zerteilt diese Dinge bis er an einen Punkt kommt, wo sich nicht mehr zerbrechen und teilen lässt. Obwohl dieser Punkt allemal der kleinste ist, so ist der doch zumeist der allerwesentlichste , den er ist der Eingang zur höchsten Erkenntnis, die nur der große Geist besitzt. Dieser Eingang ist auch dem Papalagi verwehrt und seine besten Zauberaugen haben noch nicht hinein geschaut. Der große Geist lässt sich seine Geheimnisse nicht nehmen. Nie. Der große Geist liebt auch die Neugierde der Menschen nicht, deshalb hat er über alle Dinge große Lianen gezogen, die ohne Anfang und Ende sind. Deshalb wird jeder, der allem Denken genau nachspürt, sicherlich heraus finden, dass er am Ende immer dumm bleibt und dem großen Geist die Antworten lassen muss, die er sich selbst nicht geben kann. Die klügsten und tapfersten der Papalagi geben dies auch zu. Trotzdem lassen die meisten Denkkranken nicht von ihrer Wollust ab, und daher kommt es dass das Denken den Menschen auf seinem Weg so vielfach in die Irre führt.
Das einzige was nun all jene Denkkranken heilen könnte, das Vergessen, das Fortschleudern und LOSLASSEN der Gedanken, wird nicht geübt; daher können es die wenigsten. Die meisten tragen eine Last in ihrem Kopfe herum, dass ihr Leib müde ist vom schweren tragen und kraftlos und welk wird vor der Zeit. Sollen wir nun, ihr lieben nichtdenkenden, nach alledem, was ich euch hier in treuer Wahrheit verkündet habe, wirklich dem Papalagi nacheifern und auch denken lernen, wie er? Ich sage: nein! Denn wir sollen und dürfen nichts tun, das uns nicht stärker an Leib und unsere Sinne nicht fröhlicher und besser macht. Wir müssen uns hüten vor allem, was uns die FREUDE am Leben rauben möchte, vor allem was unseren Geist verdunkelt und ihm sein helles Licht nimmt, vor allem was unseren Kopf in Streit mit unserem Leibe bringt. Der Papalagi beweist uns durch sich selbst, dass das Denken eine schwere Krankheit ist und den Wert eines Menschen um vieles kleiner macht.  ( Quelle: Der Papalagi)

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Ich fahre Rad- überallhin und immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit und über das ganze Jahr.
Und ich kleide mich entsprechend der Jahreszeiten, doch oft schon passierte es, das ich aus dem „Mangel“ heraus nicht überlegt und vorab nachgedacht zu haben ob es regnen könnte, in einen Regenschauer gekommen bin. Und ich habe mich in den allermeisten Fällen nicht darüber geärgert oder doofes gedacht, sondern den strömenden Regen auf meiner Haut geFÜHLT. Es ist ein Geschenk sich so verbunden und lebendig, so erfrischt und gut zu fühlen. Wir betäuben uns mit unserem denken an Dinge wie: „Ach hätte ich doch eine Jacke mitgenommen…“, und dem Groll und Ärger darüber das gerade keine da ist und Netziehen uns der JETZIGEN Situation. Denn unser Kopf ist dann bei der Jacke und dem was NICHT DA IST, statt zu spüren und wahrzunehmen was JETZT DA IST.
Mich bringt dieses Ohne Gedanken sein so nah dran an mich selbst, weil ich ganz gegenwärtig bin, weil ich in Situationen spontan agieren kann und das macht mich flexibel, beweglich, stark und glücklich. Ich bin nicht hilflos etwas ausgeliefert, sondern kann entscheiden ob ich weiter fahre oder mich unterstelle und es öffnen sich dann auch immer Türen und Menschen kommen zu dir die einen Regenschutz für dich haben, wenn du im Vertrauen bist ( oder es passiert etwas mit dem du nicht gerechnet hast- dies kann nur geschehen wenn du eben nicht planst und grübelst, sondern offen bist für die Wunder und Magie des Lebens).
Es kann sich auch erst richtig gut anfühlen in strömendem Regen zu fahren, doch wenn es eine weite Strecke bis zum Ziel ist und du fährst eine halbe Stunde durch strömenden Regen, so ist es auch anstrengend. Doch dann das Gefühl zuhause anzukommen, aus den nass tropfenden Sachen zu schlüpfen und eine warme Dusche zu genießen ist auch wie ein Wunder und höchster Genuss. Ich gräme mich nicht über solche Ereignisse- ich Liebe sie. Sie verbinden mich mit mir selbst, der Natur, den Elementen, beleben mich und lassen mich tief FÜHLEN.

Ich habe schon viele Gespräche geführt mit sehr fachkompetenten und hoch gebildeten Leuten. Es ist wirklich spannend was sie reden und wissen und wie all das in ihren Kopf hinein passt und auf ihrem Gebiet sind sie wahre Meister. Doch ich erkenne hinter den Worten kein Gefühl mehr. Es ist so, als sei der Mensch hinter all dem Wissen abgeschnitten. Hinter den fachmännischen Formelierungen die sich aufgebaut haben wie eine unüberwindbare Mauer zwischen dem was uns leicht macht, was uns offen aufeinander zugehen lässt, was uns verbindet und was uns auf diese Weise glückselig macht. Da geht es dann einfach nur noch darum: wer WEIß mehr, wer hat die meisten Bücher gelesen, hat Jahrelang geforscht, studiert, gedacht. Oft fehlt diesen hochgebildeten Menschen der Bezug zu allem anderen. Sie sind so sehr in ihrer Materie, dass ich den Menschen hinter dieser Maske, hinter diesem Wissen, hinter dieser Materie nicht fühle. Als tanze er wie eine Marionette nach dem was ihm Gelehrt wurde. Der Blick für das Ganze geht verloren damit, sein Wissen aufzubauen auf einer Sache. Heute wird es uns als wichtig vermittelt sich auf eine Sache zu konzentrieren, sich fest zu legen auf einen Weg, auf eine Thematik, auf eine Richtung…. Das Leben ist bunt, facettenreich, ganzheitlich, wunderbar, magisch und hält ALLES für uns bereit. Wie können wir da so blind und taub werden uns auf eine Sache in diesem Leben zu bechränken? Ich lade dich ein, dich zu öffnen und dein Herzlicht hell und klar leuchten zu lassen.

Der große Geist lässt sich seine Geheimnisse nicht nehmen- aber er lässt uns teil haben daran, er offenbart sie uns als Hauch einer Ahnung wenn wir wieder in Einklang, Verbundenheit, Liebe sind. IN DIR liegt diese Fähigkeit wahre Verbundenheit zu leben und auf alle Wunder um dich herum zu lauschen, sie zu fühlen und darin Freude zu finden.

 

Herzerfüllte Grüße

Anna-Verena